Die zerbissenen Schnuller

Was war da los? Mein Sohn Carl warf mir müde motzig den Schnuller entgegen. Eine kurze Prüfung meinerseits folgte. Ah, der Schnuller ist zerbissen! Na gut, den hatten wir jetzt eine Weile. Weiter dachte ich mir nichts dabei. Am folgenden Abend jedoch gab es das gleiche Szenario. Wie umfallende Domino Steine purzelten plötzlich Erinnerungen vor mein inneres Auge. Bei Marie, seiner großen Schwester, hatte damals auch das Zerbeißen der Schnuller stattgefunden. Jetzt wurde mir klar, dass mein kleiner Sohn sich in der nächsten Entwicklungsphase befindet. Weg vom Baby-Kleinkind hin zum richtigen Kleinkind. Er wird zu einer eigenständigen Person. Einem Persönchen. Einem Kindergartenkind. Mit 21 Monaten wird er nun deutlich selbstbestimmter. 16 Zähne sind heraus. Es sprudeln Worte und Lieder fröhlich über seine Lippen. Er beginnt mit dem Rollenspiel. Denkt sich selbst viel mehr aus, statt seine Schwester nur zu kopieren. Er beherrscht das Laufrad und flitzt durch den Garten. Er beginnt, Spiele und Anweisungen seiner Schwester zu verstehen. Das ergibt häufig lustige Szenarien und glucksendes Kinderlachen. Aber nein, es wird auch gezankt. Da kommen wir zur nächsten, deutlichen Veränderung.

Wutanfälle. Bei Marie gingen diese mit 18 Monaten an den Start. Carl nun entwickelt sich zum Kreischer. Er nimmt seine Stimme als Waffe, um deutlich seinen Willen und Unmut zu bekunden. Wenn das nichts nutzt, wird es körperlich. Wie war das? Achja, ich soll glücklich sein, meinen Sohn in seiner Autonomiephase begleiten zu dürfen. Jut, ich sag´s mal auf gut Kölsch: „Et kütt wie et kütt.“ Natürlich bin ich stolz und dankbar, dass er sich ganz offensichtlich prima weiter entwickelt. Aber es gibt lange Strecken, die einfach mal ermüdend, zermürbend, demotivierend und erschöpfend sind. Besonders morgens, vor dem ersten Kaffee und Abends, kurz vor Feierabend. Da reagiere ich als Mutter nicht immer vorbildlich auf Zank und Schreierei.

Die zerbissenen Schnuller sind für mich ein Symbol für den nächsten Schritt. Carl möchte zum Beispiel auch nicht mehr geschaukelt werden zum Einschlafen. Er sagt „hin, hin!“, deutet auf sein Bett und möchte hingelegt werden. Er nimmt noch einmal fest meinen Kopf in die Hand. Dann kann ich gehen. Er beginnt dann sein eigenes Einschlafritual. Das besteht aus Singen, Wasserflasche vom Nachttisch angeln, Plaudern und Schnuller weg werfen. Gefolgt von zwei weiteren Besuchen der Mama, die schimpft und ihm sagt, er solle jetzt „Heia“ machen. Tatsächlich schläft er dann Mittags und Abends ganz alleine ein.

Noch 6 Wochen bis zu seiner Kindergarten Eingewöhnung. Diese Wochen wird er sicher gut nutzen und noch einiges lernen. Aber dann ist es Zeit ein Stück loszulassen. Ich bin mir aber jetzt schon sicher, dass er sich in seiner Gruppe behaupten wird. Auch wenn er der Jüngste ist. Sobald er sich wohl fühlt und die Trennung von Mama akzeptiert hat, wird er mit oder ohne Schnuller gut zurecht kommen.

Kathrin
Kathrin

Ich bin 1981 in Köln geboren, Mutter, Ehefrau und berufstätig. Diesen Blog habe ich gegründet, um meine Erfahrungen mit Euch zu teilen. Ich freue mich über den Austausch hier, auf Instagram oder meinem YouTube Kanal.

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4 Kommentare

  1. Hallo Kathrin, super geschrieben!
    Meine Tochter ist 18 Monate alt und die Eingewöhnung beginnt in 2 Wochen. Zum einschlafen braucht sie immer meine Hand. Das dauert manchmal 15, manchmal 45 Minuten. Sie schläft noch zweimal am Tag und ich bin gespannt wie sie mit der Kita in einen neuen Rhythmus findet.
    Dass Carl alleine einschläft, muss erleichternd für eure abendroutine sein, so Stelle ich es mir zumindest vor, weil man mal eben Ordnung IM Bad etc machen kann.
    Ich bin gespannt was du weiterhin berichtest und drücke dir die Daumen.

    Liebe Grüße
    Julia aus Radevormwald

  2. Wow, man kann Schnuller zebeißen? 😉 Meine beiden haben das noch nicht hinbekommen – mal schauen, wann unser Kleiner in dieser Beziehung “clean” wird und ein Arangement mit der Schnullerfee eingeht.

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