Abschied nehmen – wenn das Haustier stirbt

“Mama, im Katzenhimmel ist es schön!”

Diese Worte meiner zweijährigen Tochter Lotta haben mich heute zum Weinen gebracht.

Unser Kater Goethe ist tot. Als wir in den Urlaub gefahren sind und mein Mann ein letztes Mal ins Haus gegangen ist, ist Kater Goethe wie unzählige Male zuvor, heimlich aus der Haustür gehuscht.

Er wurde überfahren. Unsere Nachbarn, die sich immer liebevoll um unsere Goethekatze gekümmert haben, wenn wir nicht da waren, haben ihn zusammengekauert und leblos gefunden. Sie sind sogar noch zur Tierklinik gefahren, aber unser Kater war zu diesem Zeitpunkt schon seit ein paar Stunden im Katzenhimmel.

Als der Anruf kam, waren wir bereits in der Schweiz und konnten uns also nicht von Goethe verabschieden. Das klingt jetzt vielleicht für den ein oder anderen banal, aber dieser Kater gehörte seit fast sieben Jahren zur Familie. Er war schlichtweg ein Familienmitglied. Der Schmerz saß tief und eine Leere machte sich breit.

Schnell stellten mein Mann und ich uns die Frage wie wir Lotta von dem Verlust erzählen sollten.

Kennt sie den Begriff Tod? Sollen wir uns einfach eine Geschichte ausdenken? Wird sie verstehen, dass unser Haustier nicht mehr wieder kommt? Wie verabschieden wir uns von Goethe, wenn er nicht mehr da ist?

Als wir heute aus dem Urlaub zurück Zuhause waren und Lotta nach Goethe fragte, ignorierte ich diese Frage zunächst und lenkte sie ab. Am Nachmittag rief sie wieder nach ihrem Kater und dann setzten sich mein Mann und ich uns mit ihr auf das Sofa und erklärten ihr, dass Goethe nicht mehr bei uns zu Hause wohnt und jetzt im Katzenhimmel sei und fortan von dort auf uns aufpasst. Wir erklärten ihr, dass er gestorben sei und dass er über eine Regenbogenbrücke in den Himmel gegangen ist.

Lotta hörte aufmerksam zu.

“Wollen wir ihm ein Bild malen und es ihm zum Abschied in den Himmel schicken?”

“Jaaaaaa! Das mache ich!”, war Lottas freudige Antwort.

Also druckte ich unsere Lieblingsfotos von Goethe aus und Lotta bemalte die Rückseite. Wir füllten Helium in die Luftballons, gingen gemeinsam in den Garten und Lotta ließ die Ballons mit den Worten “Mama, ich kann das” steigen, winkte und rief laut “tschüss, Goethe!”.

Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich versuchte die Fassung zu bewahren.

Lotta drehte sich um und wiederholte das, was wir ihr zuvor zum Trost gesagt hatten.

“Mama, Goethe geht`s gut. Nicht traurig sein. Goethe kommt nicht wieder. Passt jetzt von oben auf. Er ist im Himmel und über den Regenbogen gelaufen. Ich habe ein Bild gemalt. Goethe freut sich.”

Hach, ihr Lieben, es gibt Momente, da kann ich gar nicht fassen wie groß meine kleine Lotta schon ist und was sie für kluge Dinge sagt.

Wie recht sie mit ihren Worten hat.

“Mama, im Katzenhimmel ist es schön.”

Danke, Lotta! Was bin ich froh und dankbar, dass ich deine Mama sein darf!

Wir sind traurig über den Verlust unseres Haustiers und das wird uns sicher eine lange Zeit begleiten. Ich bin froh, dass wir einen Weg gefunden haben mit Lotta darüber zu sprechen. Wenn sie irgendwann mehr Fragen stellt, dann werden wir ihr sicher sagen, wie es zum Tod gekommen ist. Vielleicht reicht es ihr auch zu wissen, dass es ihrem kleinen Freund jetzt gut geht und dass er im Katzenhimmel ist.

Das Thema Tod ist nicht einfach und doch gehört es zum Leben dazu. Abschied nehmen und loslassen ist nie ganz einfach, aber ich bin dankbar dafür, dass meine zweijährige Tochter uns diesen Abschied etwas leichter gemacht hat.

Bis bald!

Eure Sarah

 

Sarah
Sarah

Ich bin 1985 in Paderborn geboren, verheiratet und Dreifachmama von Lotta (4 Jahre alt), Carla (2 Jahre alt) und Moritz ( 1 Jahr alt)
Ich liebe das Schreiben und den Austausch empfinde ich als Bereicherung!

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4 Kommentare

  1. Mir sind gerade wirklich Tränchen gekommen! Ich hatte schon bei Instagram mein Beileid ausgesprochen und finde, dass ihr es ganz wunderbar und altersgemäß gelöst habt, den Verlust eures Katers greifbarer zu machen! Ich kenne euch zwar nicht aber ich drücke euch einfach mal virtuell! Ihr seid eine tolle Familie!

  2. Das habt ihr sehr einfühlsam erklärt – toll, die Idee mit den Luftballons!
    Ich wünsche euch, dass ihr immer ein schönes Andenken an Kater Goethe in euren Herzen bewahren könnt!

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