Schnullerfrei unter Drei

Wir sind Schnuller frei. Mit Spaß dabei? Ehrlich gesagt, ja. Es überwiegt die Freude und der Stolz. Ich weiß noch genau, wie ich hier den Blogpost verfasst habe zum „Schnuller Debakel“, als Carl auf die Welt gekommen ist. Damals war für mich gar keine Frage, ob Carl als zweitgeborenes Kind einen Schnuller haben darf. Mittlerweile weiß ich, was es alles für Schnuller-Geschichten gibt. Die Voll-Verweigerer, die Kuscheltier Nuckler, die Spezialmodell Nuckler und die, die sich ihren Schnuller niemals abgewöhnen wollen. Als mein Sohn auf die Welt kam, hatte ich bereits einige Erfahrungen gesammelt. Ich hatte bereits in meiner Krankenhaustasche einen Schnuller bereit liegen für ihn. Es klingt im Nachhinein absurd, aber ja, ich habe ihm den Schuller schon in seinen ersten 48 Lebensstunden angeboten. Ich habe mir gedacht, es würde schon gut gehen. Das dachte ich jedoch, ohne meinen Sohn wirklich zu kennen.

Mit meiner Tochter hatte ich in der Schnullerphase wirklich Glück. Er beruhigte sie in unruhigen Zeiten. Er brachte uns durch so manche lange Autofahrt. Sie gewöhnte ihn sich selbst ab, noch bevor wir in ein Haus umzogen und ihr Bruder auf die Welt kam. Sie hatte einfach das Interesse und die Freude am Nuckeln verloren. Da war sie gerade mal zwei Jahre alt. Unsere damalige Kinderzahnärztin hatte keine Bedenken geäußert, sondern schlicht den Rat abgelassen, dass eine Abgewöhnung um den dritten Geburtstag herum sinnvoll sei. Ich war also mit meiner Tochter voll im grünen Bereich.

Mit diesem Bewusstsein hatte ich den Schnuller in meine Krankenhaustasche gepackt. Ich wollte auch meinem Sohn den tröstenden Begleiter bereitstellen. Es funktionierte. Der Schnuller tröstete in schlechten Zeiten. Er half beim Einschlafen. Er war Flugbegleiter und steckte in jeder Tasche als Ersatz. Er war der beste Kumpane von Carls Kuscheltuch. Die Kombination aus Kuscheltier und Schnuller war, zumindest für meine Kinder, optimal. Das Tier bleibt, der Schnuller geht. So war zumindest der Plan auch für meinen Sohn.

Schnullerfee oder Schnullerbaum?

Doch als er so ungefähr zweieinhalb Jahre alt wurde, war von Desinteresse noch keine Spur. Zwar wurden etliche Schnuller zerbissen. In seinem Fall hatte das jedoch nichts mit Abgewöhnung zu tun. Wörtlich sagte er „aber Mama, ich liebe den Schnulli!“. Meine Tochter fasste das direkt als Chance auf, eine Schnullerfee ins Haus zu bestellen. Die hätte dann nicht nur ihrem Bruder sondern nachträglich auch ihr noch ein Geschenk zur Abgewöhnung bringen können. Ich bin jedoch kein Freund davon. Ich kaufte stattdessen ein Buch. Das und der Fakt, dass Carl plötzlich in seiner Kindergartengruppe nicht mehr der Kleinste war, half ungemein. Ich gab mir drei Abende. Drei Abende wollte ich es durchziehen und versuchen, ihn ohne Schnuller in den Schlaf zu geleiten. Es klappte! Ohne Schnullerfee oder Schnullerbaum. Ein paar mehr Runden auf dem Arm schaukeln und neben dem Bett sitzen halfen ihm schon.

Was bleibt sind auch drei Wochen später noch äußerst unruhige Nächte. Träume werden lautstark verarbeitet und nicht mehr durch „Heavy Nuckeling“, wie wir es nannten, weg geschnullert. Auch die tröstende Wirkung wird bei manchem Sturz oder Verletzung noch vermisst. Defakto habe ich in der letzten Staubecke meiner Küche noch einen ollen Schnuller. Der ist mittlerweile so oll, dass mein Wille stark genug ist, ihm den Schnuller eben nicht im Notfall noch zu geben. Letztlich ist es vermutlich ein glückliches Zusammenspiel aus Veränderung im Kindergarten, meiner Willensstärke und seiner Reife, sich auch anders zu beruhigen. Ich drücke allen Mamas da draußen die Daumen, die ihrem Kind den geliebten Schnuller abgewöhnen wollen. Irgendwann schafft es jedes Kind.

Kathrin
Kathrin

Ich bin 1981 in Köln geboren, Mutter, Ehefrau und berufstätig. Diesen Blog habe ich gegründet, um meine Erfahrungen mit Euch zu teilen. Ich freue mich über den Austausch hier, auf Instagram oder meinem YouTube Kanal.

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6 Kommentare

  1. Hi. Bei mir ist es aus der Not heraus geboren. Wir waren unterwegs zu Verwandten und haben dort geschlafen. Und wir hatten einfach die Schnuller vergessen. Und es war dann schon so spät abends dass wir auch keine mehr kaufen konnten. Also musste ohne Schnuller geschlafen werden. Und weil das gar nicht so schlimm war haben es dann weiter durchgezogen.

  2. Hallo Kathrin.
    Dein Blogpost macht mir Mut. Ich bin ja Mama von 3 Kindern und bei den ersten beiden hat es mit 24 Monaten wunderbar geklappt Ihnen den Schnuller abzugewöhnen.

    Bei der 3. Maus ( 21 Monate) glaube ich das es etwas schwieriger wird. Sie liebt den Schnulli so sehr.

    Ich lasse mir noch etwas Zeit aber im Dezember werde ich die Abgewöhnung starten, da es im Januar zur Großtagespflege geht und ich es bis dahin „erledigt“ haben wollte.
    Ich lasse dir liebe Grüße da und freue mich auf weitere Inhalte von Dir.
    Meryam

  3. Mein Großer (ist Ende aAugust 3 geworden) ist seit Juli mehr oder weniger zeitgleich tagsüber windelfrei und schulterfrei geworden. Er brauchte auch immer unbedingt seinen Schnuller zum Schlafen (nur nicht mittags im KiGa) und hielt mit 2,5 Jahren absolut nichts davon, ihn abzugeben, obwohl wir schon seit Weihnachten immer wieder das Buch der Schnullerfee gelesen hatten und es eins seiner Lieblingsbücher war. Mitte Juni hat sich unser Kleiner mit 13 Monaten durch Zufall den Schnuller abgewöhnt. Um es dem Großen dann auch “schmackhaft” zu machen, hat die Schnullerfee dem Kleinen nach ein paar Tagen eine Toniebox mit einem Einschlaftonie und eine Karte gebracht. Wir haben dem Großen dann gesagt, dass auch nur der Kleine den Tonie da drauf setzen darf, was für den Großen anfangs echt bitter war. Er sagte dann immer wieder, dass die Schnullerfee ihm auch eine Toniebox bringen soll, wollte aber den Schnuller nicht abgeben. Als wir im Juli ein Wochenende außer Haus waren, hatten wir “zufällig” seinen Schnuller dort vergessen (natürlich hatten wir noch welche). Abends war er darüber zwar not amused, ist aber zügig ohne eingeschlafen. Am nächsten Tag hat er abends noch mal nach seinem Schnuller gefragt, aber eher beiläufig, und am Folgetag war es kein Thema mehr. Nach 10 Tagen kam die Schnullerfee dann auch zu ihm :-).

  4. Ich oute mich jetzt mal als Mama deren Kind schon fast 4 1/2 war, als die Schnullerfee kam. Ich fand es selbst VIEL zu spät (wobei weder Zahnarzt noch Kinderarzt Bedenken geäußert haben), aber letztlich war es gut so. Sie ist ein sehr gefühlsstarkes Kind und der Schnuller hat ihr Halt gegeben. Als sie ihn dann endlich abgegeben hat, hat‘s problemlos geklappt. Da war mein erster Gedanke natürlich „Na, das hätten wir einfach schon früher durchziehen sollen“. Aber nein. Ich glaube es war gut so. Für uns alle.
    Deswegen liebe Eltern mit Lang-Schnuller-Kinder: fühlt euch nicht all zu schlecht, nur weil andere schreiben, wie gut es bei ihnen klappt!

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