Finde Dein Mama Mindset

Neulich vor dem Kindergarten sah ich eine Mutter im Sportoutfit und dachte „Ja, sie ist immer so sportlich angezogen. Macht sicher jeden Morgen Sport. Sporty Mom!“. Ich ertappte mich dabei, wie ich direkt eine Schublade gefunden hatte und die Dame dort liebevoll platziert hatte. Es ist aber auch so einfach. Es fühlt sich auch nach Sicherheit an, wenn ich Menschen kategorisiere. Häufig ist es mein erstes Bauchgefühl, was mich dabei nicht im Stich lässt. Schon in den ersten Wochen meines Studiums habe ich Kommilitonen gedanklich einsortiert. Ein paar Jahre später hatten sich diese ersten Eindrücke bewahrheitet. Mit Müttern ist es allerdings anders. Ich finde Frauen erfinden sich immer wieder neu. Nicht alle, aber doch viele. Mag sein, dass es bei Männern ähnlich ist. Die observiere ich allerdings seit geraumer Zeit nicht mehr so ausführlich.


Die Sporty Mom. Die Bastel Mama. Die Thermomix Mutter. Die Tunier Mutti. Die Working Mom. Ich weiß nicht, ob das in den 80er Jahren schon so betitelt wurde. Aber sicher gab es da schon ähnliche Typen von Frauen. Mir kommt es jedoch vor, dass mit dem Trend zur Selbstverwirklichung auch stärker polarisierende Typen von Müttern öffentlich diskutiert werden. Sie werden entweder gefeiert für ihren Beitrag in der Gesellschaft, oder kritisiert für ihre Selbstinszenierung. Mit der Frage „Stillst Du nicht?“ beginnt die Reise als Mutter.
Wie Ihr wisst, konsumiere ich selbst gerne diverse soziale Medien, schaue amerikanische YouTube Mütter, höre Podcasts zu Erziehungsfragen oder zum Thema Entrepreneur. Es gibt sogar einen Podcast zum Thema „Finde Dein Mama Konzept“. Versteht das nicht abwertend. Ich finde es faszinierend, dass sich Frauen damit auseinandersetzen. Dass sie Vorbilder suchen, neue Ansätze verfolgen oder einfach mal was ausprobieren wollen.
Gleichzeitig setzt mich das Wissen darüber aber auch ein wenig unter Druck. Ich sollte mich jetzt entscheiden. Bin ich eine Bloggermom oder eine Karrierefrau? Dann müsste ich allerdings in der ein oder anderen Richtung noch mehr Engagement zeigen. Sollte ich meine Kinder schon jetzt mehr fördern und eine Turnier Mutti werden, die ihre Kinder zu Spitzenleistungen verhilft? Dann müsste ich noch aktiver dahinterher sein.
Ich weiß es nicht. Ich finde, dass es auch Phasen geben darf, in denen man vielleicht einfach nur erlebt, was passiert. Klar, ich setze Impulse, buche Reisen, plane Ausflüge. In diesem Fall empfinde ich Stillstand nicht als Rückschritt. Mir ist es wichtig, meinen Kindern einen sicheren Rahmen zu bieten, in dem sie wachsen können. Derzeit ist allein das für mich eine Herausforderung. Ich bin nicht immer ruhig. Ich verliere öfter mal die Nerven. Meine innere Ruhe zu halten und meinen Mittelpunkt nicht zu verlieren ist in diesen Tagen meine Aufgabe. Im realen Leben wie auch im digitalen Leben prasseln täglich Stimmen, Gesten, Meinungen oder unterschwellige Veränderungen auf mich ein. Zudem werde sicher auch ich von anderen in eine Schublade gesteckt. Damit muss ich rechnen. Ebenso wie Du. Kannst Du damit umgehen? Ich finde es okay, solange ich die Schublade wieder aufschieben kann, die Kraft und den Antrieb dazu habe, mich weiter zu entwickeln. Mein „Mama Mindset“ werde ich schon noch finden. Irgendwo auf dem Weg zwischen Einschulung und Berufsstart meiner Kinder.

Kathrin
Kathrin

Ich bin 1981 in Köln geboren, Mutter, Ehefrau und berufstätig. Diesen Blog habe ich gegründet, um meine Erfahrungen mit Euch zu teilen. Ich freue mich über den Austausch hier, auf Instagram oder meinem YouTube Kanal.

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2 Kommentare

  1. Der Beirat regt extrem zum Nachdenken an und hat mich sehr mitgerissen. Ich bin selbst Mutter von 3 kleinen Kindern und beginne jetzt mein Rechtsreferendariat. Was auf Vollzeit ausgelegt ist muss mir in Teilzeit gelingen. Mein Lebensgefährte (kategorisch Mann genannt) reduziert dafür seine Vollzeitstelle. Er will mir den Rücken stärken, nachdem ich ihm zu einem erfolgreichen Studienabschluss verholfen habe. Unser Umfeld steckt uns ständig in Schubladen. Angefangen mit Altersdiskriminierungen, da wir erst 28 sind. Wohnen auf 80m2 mit drei Kindern – grenzwertig in den Augen anderer. Und wer uns eigentlich finanziert auch eine beliebte Frage. Ich bin die ganzen Schubladen leid.. ich bin gerne Mama, Lebensgefährtin, Juristin, Hausfrau und vor allem Abenteurer. Liebe Grüße, Nadine

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