Die geschenkte Woche mit den Kindern

Wie ein Brennglas zeigt die Corona Krise Missstände auf. Mir scheint, sie wirkt auch wie ein Beschleuniger. Um schneller auf die entscheidenden Kreuzungen im Leben zuzulaufen. Als berufstätige Mutter geht es mir so. Genauer gesagt, meine Werte und Grundsätze werden mir jetzt bewusster. Was die Lockdown Zeit in mir ausgelöst hat, werde ich an anderer Stelle berichten. Den klaren Gegensatz habe ich neulich erlebt. Die Schließzeiten der Kindergärten und Schulen im Land änderten sich nicht. Die Erzieher treten ihren verdienten Urlaub an, egal, ob die Eltern bereits Urlaubstage in der Corona Zeit verbraten haben. Auch ich musste die Kröte schlucken. Meinen Weihnachtsurlaub habe ich gekürzt, um nun im Sommer meine Kinder betreuen zu können. Wie heißt es so schön? Gibt Dir das Leben Zitronen, mach Limonade daraus! Ich legte den Schalter in meinem Kopf um und erlebte eine wunderbare Woche mit meinen Kindern.

Warum der Corona Lockdown kein Urlaub war

Ich möchte heute gar nicht eintauchen in die Auswirkungen, die die Corona Wochen für mich bedeuten. Wie ich den Stress, die Sorge und den Druck wochenlang körperlich spürte. Ich will hier lediglich den Kontrast aufzeigen. Die Kinder, in meinem Fall sind sie 6 und 3 Jahre alt, hatten kein „Sommerferien-Feeling“ während dem Lockdown. Zwar wurde ihnen deutlich mehr Medienzeit zugesprochen und ich erlaubte wesentlich häufiger Alleingänge in unserer Nachbarschaft. Doch als Eltern konnten wir den Kindern nicht viel mehr geben als „Warte mal Schatz!“, „Ja, das sind meine Kollegen, da im Bild“ und „Nein, Du darfst nicht auf die Tasten drücken“. Wir vertrösteten Tag für Tag den Wunsch nach Aufmerksamkeit sowie den Wunsch nach Sozialkontakten. Die Wochenenden konnten da wenig auffangen.

Sommerferien in der Corona Zeit

Wir teilen uns nun also auf in der Betreuung unserer Kinder während der Ferien- und Schließzeiten. Ich hatte die Aufgabe die „echten Ferien“ für die Kinder zu starten. Ich dachte zurück an meine Ferien. Wie ich sie in Erinnerung hatte und wie es sich angefühlt hat. So wollte ich versuchen für meine Kinder in dieser ersten Woche Spaß, Freiheit und neue Erlebnisse einzubauen. Die Sache mit „spät aufbleiben und lange ausschlafen“, was in meiner Kindheit toll war, verschieben wir auf das nächste oder übernächste Jahr. Vor allem wollte ich für sie da sein, fröhlich, gelöst und Zeit spendend.

Wie plane ich Ferien ohne Reisen

20200724 141420Wenn ihr mich fragt, werden Flugreisen auch in 2021 kein großes Vergnügen. Mit Maske im Flieger, anschließend Quarantäne oder mehrmalige Tests. Wir stellen uns darauf ein, auch im nächsten Jahr Ferien neu zu denken und anders zu gestalten. Mit diesem Punkt im Kopf habe ich mich in der näheren Umgebung umgeschaut und Ausflugsziele gesucht, die meine Kinder noch nicht kannten. Glücklicherweise konnte ich mich mit Sarah und ihrer Familien kurzerhand verabreden. Denn Freunde treffen und gemeinsame Zeit verbringen ist auch ein Stück Sommerferien.

Von Steinzeit über Klettern bis Matratzen Party

20200723 110619Den Start machte der Steinzeit Spielplatz in Erkrath. Weiter ging es mit dem Besuch der Oma. Sie bauten ein Tipi mit Stöcken aus dem Wald auf und zeigten ihr anschließend neue Spiele. Schafe streicheln und ein gemeinsames Mittagessen im Südpark war ein weiterer schöner wie spontaner Vormittag mit Freunden. Worauf sich beide Kinder am meisten gefreut hatten, war die simpelste Aktivität. Dennoch war es für sie etwas neues, freies und eigentlich entgegen unserer Regeln. Eine Matratzen Party mit Film Vorführung und gemeinsames Übernachten in einem Raum mit Mama. Sie fanden es so toll, dass Papa das direkt in „seiner“ Ferienwoche mit den Kindern wiederholen durfte. Ein vollkommen neues Feld war der Besuch in einer Kletterhalle. Hier konnten sich alle austesten, Grenzen erkennen und zueinander stehen.

Was habe ich in einer Woche gelernt?

Zwei Aspekte ergänzen sich gut. Rahmenplanung und Spontanität. Mahlzeiten und Ausflugsziele vor denken ist durchaus clever. Sich in die Perspektive der Kinder versetzen und weniger daran danken, wo ich am besten Kaffee trinken könnte, macht auch Sinn. Trotzdem ordentlich Raum geben für ein spontanes „Ja, okay“ hilft für gute Stimmung. Für uns war tatsächlich am fünften Tag der Woche ein wenig die Luft raus, so dass wir es gemütlicher und ruhiger angegangen sind. Ich werde aus dieser Woche ein Mindset in meinen Persönlichkeits-Koffer packen, dass ich hoffentlich schon bald wieder auspacken kann. In diesem Sinne, wünsche ich Euch schöne Ferien!

Kathrin
Kathrin

Ich bin 1981 in Köln geboren, Mutter, Ehefrau und berufstätig. Diesen Blog habe ich gegründet, um meine Erfahrungen mit Euch zu teilen. Ich freue mich über den Austausch hier, auf Instagram oder meinem YouTube Kanal.

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7 Kommentare

  1. Wie immer ein schöner, gedankenreicher Artikel!
    Ich finde auch: Grundstruktur und Mahlzeiten planen, aber offen sein für spontane Aktionen und Stimmungen, das gibt eine gute Mischung
    Danke Katrin!

  2. Es ist interessant zu lesen wie unterschiedlich Familien die „Corona-Zeit“ meistern. Unsere Kinder (3 und 5) besuchten mit Ausnahme von 3 Wochen immer den Kindergarten. Auch durchgehend den ganzen Sommer. Mit Ausflügen und Urlaub wird es heuer nichts, zumal wir auch noch umziehen im August.

  3. Die Schilderungen aus der Coronazeit kann ich total unterschreiben. Alle die meinten: „Super, jetzt hast du du ganz viel Zeit für deine Kindern.“ konnte ich nur verständnislos ignorieren.

    Mich würde noch interessieren, wie lang bei euch die Sommer-Schließzeit der Kita ist. Das klingt ja, nach mehr als zwei Wochen.

  4. Gratuliere, dass du den Schalter in deinem Kopf umlegen konntest. Es ist ein großes Geschenk, wenn einem das im richtigen Moment gelingt. Wenn ich den Blog so lese, kommen auch bei mir so manche Gefühle wieder hoch. Ich genieße auch gerade Urlaub zu Hause und finde es sehr angenehm. Alles Liebe weiterhin.

  5. Vielen Dank für den Einblick. Letztendlich, trotz aller Einschränkungen und all dem Stress mit Corona, bin ich nach unserem Sommerurlaub doch auch dankbar dafür, dass wir auf unsere sonst übliche Reise dieses Jahr verzichtet haben und lieber unsere Stadt und ihre Umgebung erkundet haben. Insgesamt muss ich sagen, dass ich diese Art Urlaub tatsächlich entspannter fand, als die Jahre zuvor.

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